Mani Neumeier


Weltmusiker am Schlagzeug

Titelbild
Mani Neumeier ist – und das im positiven Sinne des Wortes – ein echter Weltmusiker, will heißen: nicht Genosse Trend macht den Stil, vielmehr beherrscht Mani Neumeier Unverwechselbares, über Jahrzehnte gereiftes Schlagzeugvokabular.

Der Ausdruck 'Reife' hat hier seine Berechtigung.

Die 'Frankfurter Rundschau' am 30.08.2006:

Kindlicher Kunstkosmos
Mani Neumeier spielte im Frankfurter Club 'Das Bett' auf.

Mani Neumeier ist ein Urgestein des Krautrock. Einst renommierter Jazz-Schlagzeuger beim berühmten 'Iréne-Schweizer-Trio', ließ er sich 1968 von der aus den USA nach Deutschland schwappenden Welle des psychedelischen Rock inspirieren und gründete die wegweisende Band 'Guru Guru' mit ungezählten Konzerten auf der ganzen Welt und mit rund 30 Alben hat er Musikgeschichte geschrieben.

Obschon Legende, zeichnet ihn keine Spur von Arroganz aus, im Gegenteil bei seinem Solo-Konzert überzeugte er nicht nur mit einer unglaublichen Energie, sondern auch durch einen altersweisen Charme, der dem eines europäischen Schamanen gleicht, der nach einer Odyssee durch die harmonischen oder chaotischen Sphären der Töne in sichere Gewässer gefunden hat.

Höchst präziser Tiefgang, bei dem sich Wildheit und Anmut, Entspannung und rasende Jagd durch die Schmutzwolke der Hörgewohnheiten abwechselten, bewiesen, dass er einer der besten, wenn nicht der beste Drummer und Perkussionist unseres Landes ist.

Ergänzend trat bei seinem Konzert hin und wieder seine japanische Frau Etsuko ('Freude') auf und es war zauberhaft, wie sie Lieder aus dem Schatz von Naturvölkern in den Dschungel der Großstadt einfließen ließen.

Im zweiten Teil des großartigen Auftritts kehrte Mani Neumeier seine schalkhafte Seite heraus, inszenierte mit Spielzeugfiguren, die mechanische Sätze und Töne von sich gaben, ein Pop-Konzert, lieferte sich mit Publikum und Dutzenden von Ping-Pong-Bällen eine Schlacht, schmiss aus einem großen Nikolaussack haufenweise Blechteller auf den Boden und klimperte und trommelte mit seinen Sticks, als hätte er es mit dem kostbarsten Drum-Set zu tun, zelebrierte einen Feuerauftritt und entführte so in einen Kosmos, in dem Dada, Clowneskes, pure Spiellust und das Entfesseln und Bändigen von Rhythmen sich verbinden.

Nicht Showgehabe, sondern ein ernsthaftes und zugleich kindliches Darstellen der vielen Klangwelten, die er in sechs Jahrzehnten erforscht hat, machten deutlich, dass seine Performance mehr war als ein außergewöhnliches musikalisches Ereignis. (hh)